Erlebnisse auf den Tagen religiöser Orientierung
In diesem Jahr hatten wir die Möglichkeit, die Schulbücher gegen einen Rucksack und den Alltag gegen ein paar Tage voller neuer Erfahrungen und Erkenntnisse einzutauschen.
Gemeinsam als Klasse verbrachten wir die „Tage religiöser Orientierung“ – eine Zeit, um nicht nur die eigenen Werte, Überzeugungen und das Miteinander zu hinterfragen und zu reflektieren, sondern auch als Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Statt Mathe und Deutsch standen diesmal Themen wie Achtsamkeit, Respekt und sozialer Umgang und die Wahrnehmung der Natur, der Mitmenschen und nicht zuletzt dem eigenen Selbst gegenüber auf dem Programm. Was wir genau erlebt haben, welche Momente uns besonders in Erinnerung bleiben und warum es mehr als nur eine „religiöse Reise“ war, erfahrt ihr in diesem Bericht.
An unserem ersten Tag sind wir morgens vom NGK aus losgefahren und nach etwa einer Stunde in Gemünd in der Eifel angekommen. Dort waren wir die einzige Gruppe in einer schönen Jugendherberge, welche landschaftlich sehr attraktiv auf halber Höhe eines Berges lag. Dort haben wir dann Georg getroffen, der für die nächsten Tage das Programm geleitet hat. Beim Mittagessen haben wir uns etwas kennengelernt und vereinbart, auf welche Weise wir miteinander umgehen wollen.
Nach dem Mittagessen begaben wir uns dann auf einen kleinen Spaziergang durch den Wald, wo wir immer wieder angehalten sind, um kleine Übungen zu machen, zum Beispiel einfach mal innehalten, etwas Schönes finden und den anderen zeigen, in Stille durch den Wald laufen oder seine Gefühle in Bezug auf Gegenstände aus der Natur darstellen. Abends haben wir dann noch das „Brillen-Prinzip“ kennengelernt, ein Prinzip, nach dem man jeden Tag und in jeder Situation entscheiden kann, wie man auf die Welt sieht.
Abends gab es ein freiwilliges Angebot für eine Sternenwanderung, bei der wir oft einfach in Stille nebeneinander hergelaufen sind und die Natur wahrgenommen haben.
Den zweiten Tag haben wir in Vogelsang verbracht. Vogelsang ist eine Ausbildungsstätte, in welcher im Nationalsozialismus die nächsten politischen Führer nach den damaligen Standards für den perfekten Deutschen geschult werden sollten. Dort in Vogelsang auf den Wegen zu laufen, auf denen schon die wichtigsten Operatoren des Nationalsozialismus gelaufen sind, hat in mir das Gefühl ausgelöst, sich noch stärker von alldem distanzieren zu wollen. Dieses Gefühl hat das Programm weiter mitgetragen, da wir uns mit
Rassismus beschäftigt und darüber reflektiert haben, wie wichtig es ist selbst zu denken und gefestigte Strukturen zu hinterfragen.
Am dritten Tag sind wir vormittags auf eine kleine Wanderung gegangen und haben erneut den Raum genommen die Natur neu wahrzunehmen, bei der ersten Übung hauptsächlich über den Tastsinn, weil dieser, laut Georg (unserem Guide), zu wenig zur Wahrnehmung benutzt wird.
Nachmittags teilten wir uns in kleine Gruppen auf, um zu einem Schlagwort eine Sequenz für den gemeinsamen Gottesdienst am Abend vorzubereiten. Dieser Gottesdienst hat bei vielen und auch in mir das Gefühl ausgelöst, dass Glaube und die Kirche oft als statische Strukturen wahrgenommen werden, dass man diese Elemente aber nutzen kann, damit es sich richtig anfühlt.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir neue und ungewohnte Wege gegangen sind, die wir ohne Hilfe nicht gefunden beziehungsweise wiedergefunden hätten, denn viele der Dinge, die wir wiederholt haben, waren mal selbstverständlich für uns und wir mussten nur beginnen, uns wieder auf diese Denkmuster einzulassen. Persönlich kann ich jedem nur empfehlen sich darauf einzulassen, denn nur so macht es Spaß und bringt einen menschlich weiter.
von Anabel Zinkler (9c)