Kunstpreis „Prix de Norbert“ zum Thema „digital – analog“

von | Mo, 26. Jun. 2023

Wir freuen uns sehr, dass auch in diesem Jahr wieder viele SchülerInnen am Kunstpreis „Prix de Norbert“ zum Thema „digital – analog“ teilgenommen haben. Die vielseitigen, kreativen und sehr gelungenen Kunstwerke machten es der Jury wahrlich nicht einfach.

Zahlreiche Besucher:innen erschienen bei der Preisverleihung in der Aula des Norbert-Gymnasiums, um die SiegerInnen und TeilnehmerInnen zu feiern. Nach den einleitenden Worten von unserem Schulleiter Herrn Gillrath, würdigte Herr Höyng in einer Laudatio die Kunstwerke der sechs Preisträger:innen. Stellvertretend für diese tollen Arbeiten möchten wir auf das sehr gelungene Selbstportrait von Alissia Willems (Q2) genauer eingehen:

Realitätsverlust und Overhead

Es ist spät, mitten in der Nacht. Eine digitale Uhranzeige zeigt uns die gemessene Zeit – 4:04, klar, einfach, spiegelsymmetrisch. In dem eher kleinformatigen Bild von Alissia ist eine junge weibliche Person zu erkennen, auf dem Rücken liegend und im Bildausschnitt. Es sind nur der obere Teil des Oberkörpers, der Kopf und die Arme, Oberarme mit Händen zu sehen. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich um die Malerin selbst handelt.

Das Bild ist in der Farbfamilie des Blaus und verschiedensten Färbungen ausgeführt. Die Augen der jungen Frau sind offen, sie liegt wach auf dem Rücken, ihr Smartphone in den Händen gehalten leuchtet und gibt der gesamten Szenerie das Licht. Das Reflexionslicht auf den Wangen und dem Kinn sowie auf dem rechten Oberarm sind in einem sanft weichen Rosa ausgeführt und fallen sichtbar aus dem farbigen Fundus des Blaus.

Im unteren Teil des Kopfes ist das Gehirn sichtbar. Hier fehlen die Kopfhaut und die Haare. Anstelle dessen fließt und tropft hier eine helle Flüssigkeit, die sich bereits als Pfütze auf dem Untergrund verteilt. Kopf und Gehirn, Auge und Handy in den Händen befinden sich kompositorisch auf einer Achse. Wie können wir das Bild verstehen? Eine Leseart ist, dass das Digitale so stark unsere Aufmerksamkeit und in unser Gehirn eindringt, dass andere analoge Inhalte verdrängt werden und zerfließen. Oder ist es das Digitale selbst, das einmal auf- und wahrgenommen, das in zu großer Dosis und Menge von unserem Gehirn nicht mehr verarbeitet werden kann, das ausfließt. Es ist dann halt sofort wieder weg.

Die Bildgestaltung veranlasst uns in radikaler Weise das Gesehene zu überprüfen und zu deuten. Die malerisch so feinsinnig und klar gestaltete Figur nimmt uns gefangen und fasziniert. Stille und Klarheit überwiegen. Das Sanfte und Ruhende ist atmosphärisch stimmig ausgeführt.

Die Brechung des Bildes, das Schockierende eines auslaufenden Gehirns belegt unsere Wahrnehmung. Wir können an dieser Stelle keine Rückkehr zum Vertrauten finden.

Wie wunderbar und rätselhaft. Alissia schafft hier ein Stück Malerei und ein Werk mit hohem Potential aufmerksam und wachsam zu sein oder es zu werden.
(Text: Ildefons Höyng)

Die Gewinner:innen des diesjährigen Kunstpreises erhielten Geld- und Sachpreise. Aber auch die weiteren Teilnehmer:innen gingen nicht leer aus und erhielten als Dank und Anerkennung für ihre erbrachten Leistungen eine kleine Aufmerksamkeit von unserem Schulleiter. Im Anschluss an die Verkündung der Preisträger:innen hatten die BesucherInnen die Möglichkeit, die eingereichten Exponate bei einem Kaltgetränk zu begutachten und darüber ins Gespräch zu kommen.

Wir gratulieren allen Preisträger:innen herzlich und freuen uns schon jetzt auf die vielen kreativen Beiträge beim nächsten Kunstwettbewerb. 

​von Sarah Junker