Viele Besucher bei Vernissage der Ausstellung „Schubladen“ in der Basilika

von | Mi, 25. Okt. 2023

Die Vernissage der Ausstellung „Schubladen“ lockte am 19.10.23 viele Besucher in die Basilika Knechtsteden. Die beeindruckende, inklusive und interaktive Ausstellung der Künstlerin Meike Hahnraths „Schubladen“ präsentiert 50 Portraitfotografien im Innenraum der Basilika.

 

Die Ausstellung ist verknüpft mit Werken von Schülerinnen und Schülern des Norbert-Gymnasiums im Kreuzgang des Klosters, die sich mit der Frage beschäftigen „Wer ist der Mensch hinter dem Portrait?“.  Kern der Ausstellung ist die Überprüfung unseres Schubladen-Denkens.

Pater Michael Wegner „Rector ecclesiae“ des Klosters Knechtsteden wies in seiner Rede darauf hin, dass die Ausstellung die Chance bietet, unser Denken und Empfinden zu hinterfragen, uns mit dem „Anders-Sein“ auseinanderzusetzen. Sie lade ein, die Gesichter und Blicke der Menschen auf den Fotos zu ertragen, unsere Schubladen auszumisten und neu zu ordnen.

Schubladen werden dann schlimm, so der NGK-Schulleiter Johannes Gillrath, wenn sie mit einer dauerhaften negativen Wertung verbunden sind.  Und wenn dann noch Worte wie „schon immer“ dazukommen, dann würden die Schubladen richtig starr.  Sie würden nicht mehr auf oder zu gehen. Wer darin stecke, der komme nicht mehr raus. Der habe keine Chance mehr, einmal etwas anderes auszuprobieren. Festgeschrieben. Schubladisiert. Er betonte, dass diese Ausstellung anregen will, den Geist zu öffnen.

Die stellvertretende Landrätin Katharina Reinhold setzte sich in ihrer engagierten Rede für ein vorurteilsfreies Miteinander ein. Sie war die Initiatorin der Ausstellung in Knechtsteden

Wen siehst du, wenn du mich siehst? Dieser Frage sind die Schülerinnen und Schüler von der Klasse 9a bis zur Q1 des Norbert-Gymnasiums in ihren vielfältigen Arbeiten nachgegangen und wollten den Menschen hinter dem Portrait in ihren Arbeiten darstellen. – Denn Kunst kann Unsichtbares sichtbar machen, so die Kunstlehrerin Alexandra Gruber. Meike Hahnraths hat dem Leistungskurs Kunst Bilder aus ihrer Ausstellung zur Verfügung gestellt, und die Schülerinnen haben sich überlegt, wer der Mensch hinter dem Portrait sein könnte – was könnte unter der Oberfläche stecken???

Ihre Portraits sollen dazu auffordern, andere noch vorsichtiger, gnädiger und vorurteilsfreier wahrzunehmen, so die Fotografin Meike Hahnraths. Schubladen zu haben und sie aufzumachen, sei in Ordnung und völlig normal. Fatal ist, sie schnell zu schließen – ohne eine Chance auf Korrektur.

In ihren Portraits spielen Farbe und Licht immer eine sehr große Rolle. Sie sei begeistert von den kontraststarken Farben und der Betonung von Licht und Schatten in der Malerei des Barock. Aber das sei nur eine Seite ihrer künstlerischen Arbeit.

Sie versuche nicht nur das Aussehen einer Person abzubilden, sondern auch ihr Wesen, ihre Persönlichkeit. Das ist ihr deshalb so besonders wichtig, weil die Hälfte der hier ausgestellten Menschen behindert sind oder Frauen sind, die in einem Frauenhaus Zuflucht suchen mussten. Gerade deshalb würden ihr bestimmte Facetten besonders am Herzen liegen: die innere Unversehrtheit & Stärke: „Ich möchte, dass die Menschen auf meinen Bildern strahlen – durch die Lichtsetzung – aber vor allem von innen heraus“

Die von ihr portraitierten Menschen sollen selbst sehen, welche Stärke & Kraft ihnen innewohnt und dabei erfüllt sich häufig der größte Wunsch der Künstlerin: Dass sich durch die Bilder auch die Selbstwahrnehmung verbessert. „Das macht mich wirklich glücklich“.

Die Vernissage wurde musikalisch großartig von Susanne Zimmer (Altblockflöte) und Horst Herbertz (Klavier) und Raphael Bertges an der Harfe begleitet.

von Alexandra Gruber